Interview mit Carsten Hokema: Zukunft des Planens und Bauens

Zukunft gestalten: Wie Architektur und Unternehmertum zusammenfinden
Wie können Architekt:innen mit unternehmerischem Denken die Bauwelt nachhaltig verändern? Carsten Hokema, ehemaliger Architekt und Initiator der Zukunftswerkstatt „Planen und Bauen“, setzt sich seit 2004 für die Verbindung von Architektur und Entrepreneurship ein. Im Gespräch mit Johanna Richter erklärt er, warum Innovation, Kooperation und neue Geschäftsmodelle essenziell sind, um die Herausforderungen der Branche zu meistern – und wie die Zukunftswerkstatt genau dabei unterstützt.
Carsten Hokema (Zukunftswerkstatt) im Gespräch mit Johanna Richter (Stiftung Entrepreneurship)
Carsten, du warst Architekt, bist Entrepreneur und unterstützt den Entrepreneurship-Summit. Wie entstand die Zukunftswerkstatt Planen und Bauen?
Seit 2004 beschäftigt mich die Verbindung von Entrepreneurship und Architektur. Während Entrepreneurship ein offenes Framework bietet, ist der Architektenberuf stark reglementiert. Trotzdem sehe ich in den Generalisten-Fähigkeiten von Architekt:innen ein enormes Potenzial für unternehmerisches Denken. Die Zukunftswerkstatt soll diese Verknüpfungen sichtbar machen und Menschen motivieren, innovative Lösungen für die Bauwelt zu entwickeln.
Was sind die zentralen Herausforderungen der Branche?
Jede Gruppe hat eigene Herausforderungen. Hier sind einige davon:
Architekt:innen: Sie stehen zwischen komplexen Projekten, wirtschaftlichem Druck, unsinnigen Vorschriften und einer unklaren Zukunft.
Projektentwickler: Diese benötigen eine stabile Wirtschaftsumgebung und eine Aussicht auf akzeptable Renditen.
Investoren: Da diese renditeorientiert agieren, sind nachhaltige Projekte unattraktiv geworden.
Baufirmen leiden unter einem Fachkräftemangel und stehen unter hohem Kosten- und Zeit- und Qualitätsdruck.
Nutzer:innen: Sie tragen ja am Ende die Baukosten durch ihre Miete, haben aber oft wenig Einfluss auf die Planung. Was Wohnungen angeht, müssen sie nehmen, was angeboten wird. Das ist sehr unbefriedigend.
Die Kernfrage ist: Wie kann der gesamte Bauprozess so transformiert werden, dass er für alle Beteiligten nachhaltiger, wirtschaftlicher und innovativer und damit letztlich auch attraktiver wird?
Wie will die Zukunftswerkstatt zur Problemlösung beitragen?
Wir können nicht alle Probleme lösen und wir wollen daher zunächst einen ganzheitlichen Blick aufs Bauen etablieren.
Unser Ansatz:
Kleinere Wirkungsmodelle als Rolemodels anregen, denn funktionierende Teilmodelle können wachsen und neue Standards setzen.
Regeln für Zusammenarbeit etablieren: Kooperation statt Konkurrenzdenken.
Innovationskultur stärken: Architektur muss sich auch unternehmerisch aktiv mit Zukunftsfragen auseinandersetzen.
Warum ist Innovation im Architektenberuf so entscheidend?
Die Welt verändert sich permanent. Innovationen entstehen aus Bedarfen und erzeugen neue Entwicklungen. Architekt:innen sind nicht nur Bauplaner:innen, sondern Gestalter:innen von Lebensräumen. Sie müssen sich bewusst als Zukunftsgestalter:innen begreifen.
Zukunft bedeutet, aktiv zu handeln, anstatt sich nur anzupassen. Ein Beispiel: Ein flexibles Gebäude kann für verschiedene Nutzungsmodelle gedacht werden, WENN … und genau dieses "wenn" ist der Ansatzpunkt für zukunftsfähiges Bauen.
Warum passen Entrepreneurship und Architektur deiner Meinung nach gut zusammen?
Architekt:innen sind geschult, komplexe Themen konstruktiv zu bearbeiten und funktionierende Endprodukte zu schaffen.
Entrepreneurship gibt ihnen die Möglichkeit, sich aus konventionellen Strukturen zu lösen und neue, zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln. Sie bringen analytische und kreative Fähigkeiten mit, die für die Transformation der Baubranche essenziell sind.
Welche weiteren Themen spielen für die Zukunftswerkstatt eine Rolle?
Neben Innovation geht es um New Work, kooperative Planungsprozesse (z. B. IPA-Verträge) und eine unternehmerische Haltung in der Branche.
Wirkliche Transformation braucht bewusste Entscheidungen aller Akteure.
Was ist die Vision der Zukunftswerkstatt?
Kooperation statt Wettbewerb. Heute wird Bauen oft als Kampf gesehen – das muss sich ändern.
Stattdessen brauchen wir ein Verständnis für ein gemeinsames Werk, auf das alle Beteiligten stolz sein können.
Vielen Dank für das Gespräch! Wir bleiben sicher in Kontakt und sehen uns beim nächsten Summit.
Danke, Johanna! Ich freue mich auf den Austausch und unsere weiteren Schritte!
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Über die ZukunftswerkstattDie Zukunftswerkstatt ist eine Initiative der ANDERSBERATER:INNEN in Berlin, zunächst um Gründer:innen im Architekturbereich mit qualifizierter Beratung zur Seite zu stehen. In Zusammenarbeit mit der Gründerplattform, der HafenCity Universität in Hamburg und der Initiative architects4future befassen wir uns darüber hinaus mit Themen rund um zukunftsfähiges Planen und Bauen und wollen unseren Beitrag zur Bauwende und einer kooperativ ausgerichteten Planungs- und Baukultur leisten.
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Über Carsten HokemaCarsten Hokema, ehemaliger Architekt und Initiator der Zukunftswerkstatt „Planen und Bauen“, setzt sich seit 2004 dafür ein, Architektur mit Unternehmertum zu verbinden. Die Zukunftswerkstatt unterstützt Architekturbüros und andere Akteure der Baubranche durch Beratungs- und Moderationsformate, um den Herausforderungen des Planens und Bauens in einer sich wandelnden Welt zu begegnen. Für Hokema ist Entrepreneurship ein offenes Framework, das Architekt:innen die Möglichkeit gibt, ihre gestalterischen und unternehmerischen Potenziale zu vereinen. In einem Interview über die Zukunftswerkstatt und die Verbindung von Entrepreneurship und Architektur, hebt Carsten Hokema insbesondere die Notwendigkeit von neuer innovativer Geschäftsmodelle für Architekt:innen hervor. und wollen unseren Beitrag zur Bauwende und einer kooperativ ausgerichteten Planungs- und Baukultur leisten.
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