Dr. Kathrin Gassert & Thomas Räuchle-Gehrig im Live Interview
Am Anfang ist es nur ein Gedanke: dass man Teehandel vielleicht ganz anders als in den herkömmlichen Formen organisieren und...
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Von Günter Faltin
Nur eine transparente Ökonomie ist eine gute Ökonomie. Je mehr die Menschen darüber wissen können, wie ein Unternehmen arbeitet, wie ein Produkt hergestellt wird, desto besser können sie ihre Werte und ihren Konsum in Einklang bringen. Eine Transparenz-Offensive führt zu mehr Fairness und zu mehr Nachhaltigkeit – und damit nicht nur zu einer besseren Ökonomie, sondern auch zu einer besseren Gesellschaft.
Eigentlich scheint der Gedanke ganz einfach. Um unternehmerisch erfolgreich zu sein, muss ich alles tun, um meine Kunden zufrieden zu stellen. Je besser meine Produkte sind und je preisgünstiger ich sie anbieten kann, desto besser müssten meine Chancen sein, mit meinem Unternehmen erfolgreich zu sein. Es gibt nicht wenige Firmen, die davon in ihrem Mission Statement reden.
Aber setzen sich die besten und preisgünstigsten Produkte auch wirklich durch? Und sind solche Unternehmen dann auch am erfolgreichsten? In der Theorie: ja. In der Praxis: nein. Im Modell funktionierender Marktwirtschaft, bei voller Transparenz, vollständiger Information und rationalem Verhalten aller Beteiligten gewinnt das beste und preisgünstigste Produkt. Die Wirklichkeit, wie wir alle wissen, ist oft anders.
Für die meisten Unternehmen ist es nicht selbstverständlich, voll transparent zu sein. Viele können überhaupt nur existieren, weil sie nicht erkennen lassen, wie sie wirklich wirtschaften. Die globalisierte Welt der Warenströme und immer komplexere Lieferketten war in den vergangenen Jahrzehnten geradezu eine Einladung, wenig fair und wenig transparent zu agieren.
Wie kann Vertrauen entstehen in einer Wirtschaft, die immer abstrakter und komplexer wird? Die Antwort: durch Transparenz. Vertrauen braucht Nähe. Und Transparenz kann diese Nähe herstellen. In einigen Bereichen der Wirtschaft gibt es auch durchaus intensive Bemühungen um Transparenz – etwa bezüglich der Standards der Rechnungslegung, im Einsatz gegen Korruption (wie bei Transparency International) oder für Lieferketten ohne Ausbeutung (wie bei Oxfam). Unser Verständnis von Transparenz umfasst allerdings alle Bereiche der Ökonomie: Transparenz der Produktqualität, Transparenz der Lieferkette, des Ressourcenverbrauchs, des ökologischen Rucksacks, des Marketingrucksacks, vor allem aber auch Transparenz der Preiskalkulation.
Mehr Transparenz bedeutet bessere Ökonomie: eine Ökonomie, die man durchschaut, und die der Einzelne auch beurteilen kann. Hohe Transparenz würde dazu beitragen, dass sich die besten Produkte am Markt durchsetzen. Ökonomische Aktivitäten sollten auf Werten basieren, den Menschen dienen und die Ressourcen schonen. Transparenz hilft uns – und Ihnen – dabei, solche Werte zu erkennen und diese Werte auch zu leben.
Transparenz ist gelebte Aufklärung.
Hat Aufklärung Zukunft? Es gibt Beispiele dafür. Allerdings brauchen wir ein wenig Mut, in Abwandlung eines Satzes von Kant, uns der Aufklärung zu bedienen.
Noch sind wir in der Minderzahl. Aber Unternehmen wie die Teekampagne haben sich nicht trotz, sondern gerade wegen ihres aufklärenden Charakters durchgesetzt: fair für alle Beteiligten. Transparent sein und offen diskutieren, was solche Fairness bedeutet. Das Beispiel der Teekampagne zeigt, dass es auf Dauer belohnt wird, wenn man sich konsequent auf die Seite der Transparenz stellt. Fair zu den Herstellern und fair zur Natur. Geringstmöglicher ökologischer Rucksack, fast kein Marketingrucksack, und eine offene, für jeden nachvollziehbare Kalkulation, die fair zu den Kunden ist.
Heute gibt es eine ganze Reihe von Tendenzen, die diesen positiven Effekt verstärken. Eine dieser Tendenzen ist das steigende Bildungsniveau. Wir sind problembewusster als früher, informieren uns mehr, haben Wissen über Qualitätsstandards und erkennen allzu plumpe Werbung und ihre Marketinglyrik. Heute können wir viel mehr und besser vergleichen. Online-Portale und Warentests ermöglichen es den Käufern, aufgeklärter und anspruchsvoller zu werden. Viele von ihnen nehmen dankbar wahr, wenn Unternehmen sich sichtbar und glaubhaft bemühen, gute und dauerhafte Produkte herzustellen, besonderen Wert etwa auf den ökologischen Fußabdruck legen, oder die Arbeits- und Einkommensbedingungen in den Produktionsländern berücksichtigen.
Je transparenter eine Branche ist, desto bessere Chancen bestehen für die Anbieter mit den besten Produkten. Und damit gilt auch: desto bessere Chancen für Entrepreneurship. Denn dann reicht ein einziger Entrepreneur, eine ganze Branche umzukrempeln. Bessere Qualität, besseres Preis-Leistungs-Verhältnis setzen sich durch – die Konkurrenz muss folgen, wenn sie nicht einen Großteil ihrer Kunden verlieren will.
Je transparenter eine Ökonomie ist, desto fairer und nachhaltiger wird sie auch sein. Denn je mehr die Menschen darüber wissen können, wie ein Unternehmen arbeitet, wie ein Produkt hergestellt wird, desto besser können sie ihre Werte und ihren Konsum in Einklang bringen – ihre Geldscheine als Stimmzettel für eine bessere, fairere Ökonomie einsetzen. Und damit führt Transparenz nicht nur zu einer besseren Ökonomie, sondern auch zu einer besseren Gesellschaft.
Vom 22. – 24. Oktober 2021 könnt Ihr Euch wieder auf ein vielseitiges Programm, spannende Gäste, Inspiration und Austausch beim Entrepreneurship Summit freuen.
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